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Deutsche Biennale-Pavillon, Venedig, Italien

2014

Der Deutsche Biennale-Pavillon in Venedig ist ein Bauwerk mit einer bewegten Geschichte, mit vielfältigen Aufgaben und Implikationen: Errichtet als Bayrischer Pavillon anno 1909, wurde er unter anderem in der Zeit des Nationalsozialismus signifikant umgebaut, um das Regime zu repräsentieren.

Heute ist er zu einer Art Kunsthalle geworden, die regelmäßig mit Ausstellungen der namhaftesten deutschen Künstler bespielt und den Augen einer weltweiten Öffentlichkeit geöffnet wird. Dieses aufgeladene Bauwerk neu zu interpretieren, war eine Aufgabe, die der Deutsche Werkbund an 22 ausgewählte Architekturbüros gestellt hatte – auch um deren jeweilige Haltung zur heutigen, modernen Architektur zu erfragen. Anlässlich der 14. Architektur-Biennale und des 100-jährigen Jubiläums der Deutschen Werkbund-Ausstellung Köln wurden die Antworten zur Ausstellung „This is modern“ zusammengefasst, die von Juni bis August 2014 in Venedig und unter anderem auf Initiative von RKW Architektur + im November auch in Düsseldorf gezeigt wurde.


Unser Entwurf stellt die historisch komplexen Hintergründe des Gebäudes nicht in Frage – der Bestand bleibt unangetastet, wird aber funktional erweitert, neu orientiert und in die heutige Zeit transformiert. So darf die monumentale Fassade auf der Landseite ebenso bestehen bleiben, wie die geradezu sakralen und dennoch zeitlosen Ausstellungsräume. Die Errungenschaften der historischen Moderne werden reflektiert, gleichzeitig ist die Formensprache der Zweiten Moderne verpflichtet. Auch greift der Entwurf klassizistische Stilideen auf, führt die vorgefundene Großzügigkeit fort und aktualisiert das repräsentative Element. Grundlegend neu ist jedoch das Konzept einer architektonischen Janusköpfigkeit: Der Pavillon erhält ein zweites, ebenbürtiges Gesicht auf der bisherigen Rückseite, hin zur Lagune. Die neue Fassade gewinnt durch eine begehbare Schicht eine deutliche Plastizität und Tiefenwirkung aus der Ferne. Davor weitet sich eine Terrassenanlage, die zu einer neuen Piazza wird. Über eine Freitreppe hinunter zum Wasser wird eine offene Halle erreicht, die wie ein Vestibül die mit dem Boot kommenden Besucher empfängt. Durch diesen Anschluss erfährt der Pavillon auch deutlich erweiterte Nutzungsmöglichkeiten – kann er so erstmals ganzjährig erreicht werden, und nicht nur auf die 100 Tage der Biennalen beschränkt. Gleichzeitig bekommt mit diesem Entwurf erstmals das gesamte Gelände der Giardini eine Fassade zur Wasserseite – der Pavillon als erster Palazzo am Canale Grande.


Ausstellungsbeitrag: This is Modern — Deutscher Werkbund Ausstellung
Auslober Deutscher Werkbund Berlin e.V.

Visualisierungen PONNIE Images, Alexander Bartscher